Marcel Broodthaers
 50 ans après.
Section Digestive: Eine Intervention von Yolanda Esther Natsch
4. November – 2. Dezember 2018

Marcel Broodthaers 50 ans après.

Section Digestive: Eine Intervention von Yolanda Esther Natsch

Café-Bar CECI EINLADUNG

4. November – 2. Dezember 2018

Freitag 17:00–20:00, Samstag / Sonntag 15:00–18:00 und nach Vereinbarung

1968 eröffnete der belgische Künstler Marcel Broodthaers sein legendäres fiktives Musée d’Art Moderne, Département des Aigles, welches jeweils in verschiedenen Sektionen reale Gestalt annahm:

Broodthaers hatte sich damit seinen Ausstellungs-, Aktions- und Sprachraum geschaffen, der zu seinem Markenzeichen wurde. Als Idee einer Null-Figur, eines leeren Zeichens, das zugleich Installation, Dokument und Ort ist und das zunächst einen Titel, einen Raum, Postkarten, Logistik und PR bot.

1968, nach der Museumsbesetzung des Palais des Beaux-Arts in Brüssel gegründet, erinnert eine zweiteilige Grafik mit verschiedenen Kunstpostkarten. Abgebildet darauf ist der Grundriss des Wohnateliers des Künstlers, worin die Aktionen geplant und getestet wurden. Das Museum bestand aus Symbolträgern –  leeren Transportkisten für Kunstwerke und Reproduktionen von Gemälden des 19. Jahrhunderts auf Kunstpostkarten und Sprache.

Vor ca. 60 Gästen fand eine Rede von Johannes Cladders mit einer Diskussion zum Thema Kunst und Gesellschaft statt. In der Formulierung einer politischen Angelegenheit wurde auf eine befreite Phantasie gesetzt, die im Museum als gebaute Macht, als hierarchische Struktur abhanden gekommen war. Aufbruch und Veränderung sind Motive des Adlermuseums, das fortan an verschiedenen Orten als Sektion präsentiert wird.

Mit der Section des Figures, Section Publicitaire, Section Financière oder Section Cinéma stellte Broodthaers von 1968 bis 1972 das System Museum und den Kunstbetrieb in den Mittelpunkt seiner Institutionskritik.

Mit Ausstellungen in der Kunsthalle Düsseldorf, an der documenta V, 1972 in Kassel oder Aktionen an der Art de Cologne analysierte er nicht nur die Institution Museum in ihren verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen, wirtschaftlichen Abhängigkeiten und kulturpolitischen Machtspielen, sondern schuf eine Situation, die es den Besucher*innen gestattete, das Museum aus einem neuen Blickwinkel kritisch zu erfahren.

50 Jahre später haben sich die Parameter grundlegend geändert. Einerseits hat sich Kritik an der Institution Museum und dem Kunstsystem seit Broodthaers’ Pioniertat längst etabliert. Andererseits sind die Grenzen zwischen Museen, Kunstmarkt und Auktionshäusern durchlässig geworden. Vor diesem Hintergrund sind die Texte, Aktionen und Werke von Broodthaers aktueller denn je und neu zu diskutieren.

Die Künstlerin Yolanda Esther Natsch wurde von lotsremark eingeladen, auf den Stellenwert den Broodthaers heute hat, zu reagieren. Yolanda Esther Natsch erweitert Broodthaers’ fiktives Museum 50 Jahre später mit der Section Digestive um die sogenannte Café-Bar CECI und ermöglicht es die gastronomische Sparte als Teil des Museumsbetriebes zum Gegenstand der Betrachtung zu machen. Umgeben von unserem kuratierten Setting: der Auswahl an Katalogen, Lettres Ouvertes und Druckgraphik von Broodthaers, soll ein Ort der Diskussion, Information und Reflexion entstehen, der sich ganz im Sinne eines traditionellen Café Littéraire versteht.

Buchvernissage der Publikation: La Salle Blanche. Marcel Broodthaers’ gemaltes Alphabet. Rebus – Bühne – Index

Sonntag, 4. November 2018, 15:00–17:00

Wir danken Benjamin Furrer, Firas El Qirinawi, Sophie Kellner, Markus Natsch, Herbert Starek und Heidi Stoll für ihre Unterstützung.